Wie habt ihr eure Schützlinge kennengelernt?
Auf den gemütlichen Come Together Treffen (TreffenPlaudernEssen) vom Verein Herzliches Lokstedt e.V. haben wir uns nett mit der Familie unterhalten – auf gebrochenem Englisch, mit Händen und Füßen und Humor. Die Kinder sind genauso alt wie unsere und haben zusammen gespielt. Das ging auch ohne Sprache.
 
Warum habt ihr euch entschlossen eine Patenschaft zu übernehmen?
Wir haben die Verzweiflung der Familie gesehen, die schon ein Jahr in einer Erstunterkunft unter unmenschlichen Bedingungen verbringen musste. Dann bekamen sie die Anerkennung, aber es war klar, dass sie es alleine nicht schaffen würden, eine Wohnung zu finden. Wir hatten die Wahl: sie mit ihren Sorgen hängen zu lassen oder uns zu kümmern.
 
Was waren schöne Momente in der Begleitung der Familie?
Die Freude über den unterschriebenen Mietvertrag war das Größte. Mit einer eigenen Wohnung konnten sie anfangen, sich hier zu Hause zu fühlen. Viele „Erfolgserlebnisse“ folgten: die Kinder konnten an einer netten Grundschule angemeldet werden, die Eltern einen Sprachkurs finden etc. Viel Dankbarkeit und ein sehr leckeres syrisches Essen sind ebenfalls eine schöne „Belohnung“. Wir sind auch ein bisschen stolz darauf zu wissen: ohne uns wäre es nicht so gut gelaufen. Wir haben diesen Menschen Glück gebracht.
 
Was war schwierig?
Die Wohnungssuche war anstrengend. Man muss schnell auf Anzeigen reagieren, erhält viele Ablehnungen und es frisst Zeit, am Ball zu bleiben. Auch hat man Verantwortung übernommen und wird „gebraucht“, auch wenn man gerade selber viel zu tun hat.
 
Was war hilfreich?
Von Anne Thaker haben wir viel Hilfe und fachkundigen Rat bekommen. Wie schön, nicht alleine mit seinen Fragen zu sein, sondern eine Ansprechpartnerin zu haben. Und zu einem wichtigen Behördentermin, zu dem wir nicht mitkommen konnten, hatte Anne sogar kurzfristig noch eine „Ersatzbegleitung“ gefunden. So ein Netzwerk ist prima. Wichtig war auch, dass mein Mann und ich gemeinsam hinter der Sache standen. „Wenn wir jetzt nach Syrien geflohen wären und dort eine Wohnung auf Arabisch suchen müssten…“ Diese Vorstellung hat uns geholfen, auch anstrengende Momente in Kauf zu nehmen.
 
Welche Tipps habt ihr für „angehende Paten“?
Mit anderen im Team arbeiten und sich Aufgaben teilen ist eine gute Idee. Weil die Familie eine Wohnung weit weg gefunden hat, haben wir jetzt noch eine weitere Patin als Ansprechpartnerin vor Ort. Auch haben wir versucht, die Familie möglichst viel alleine machen zu lassen – also auch mal „Nein“ zu sagen – wenn wir nicht wirklich gebraucht wurden. Das spart Zeit und Nerven! ;-)

In quasi Rekordzeit hat Tina eine Wohnung gefunden und kümmert sich schon um den nächsten Wohnungssuchenden. Grandios!