Katharina ist relativ neu bei uns und war sofort mittendrin. Sie hat für uns mal einen kleinen Bericht verfasst. Danke!
Lernen macht hungrig!
 
Lernen macht hungrig und wie schön ist es dann, wenn man sich nach einer guten Stunde Deutsch-Lernens gemeinsam an den gedeckten Tisch setzen kann!
 
So ist der Ablauf meist im Angebot TreffenKochenEssen & Deutsch jeden Donnerstagabend wenn sich um 18:00 Uhr im Bürgerhaus Lenzsiedlung in den schönen Räumlichkeiten,  Nachbarn – Einheimische, Migranten und Flüchtlinge -  treffen.
 
So, oder so ähnlich. Denn eigentlich ist es jedes Mal ein bisschen anders. So wie letzte Woche: Kurz nach 18:00 war schon viel los! Am großen Tisch sind die Hauptakteure fünf Kinder aus der Erstaufnahme Kieler Straße. Gespielt werden unter anderem Tischbillard und Memory.
 
Hüseyin ist mit seinem Vater da. Sie sind alleine nach Deutschland gekommen und schon fast ein Jahr im „Camp“. Deswegen suchen sie auch dringend eine Wohnung. Hüseyin spricht schon super deutsch und erklärt mir erst einmal die Billardregeln und lässt mich dann auch noch mitspielen. Aber gegen ihn habe ich keine Chance! Also bin ich froh, dass kurze Zeit später der Deutschunterricht anfange soll . Ich blamiere mich also nicht länger mit dem Queue und überlasse ihm und seinem Kumpel Ahmed, der diesmal alleine mitgekommen ist, das Feld.
 
Der Deutschunterricht findet in einem extra Raum statt. Die Besetzung variiert sowohl was die Lernenden als auch die ehrenamtlichen Sprachbegleiter angeht
Diesmal sind zwei „Lehrerinnen“ und acht „SchülerInnen“ dabei. Die Deutschkenntnisse sind unterschiedlich also steigen wir, für manche neu, für einige eine nützliche Wiederholung , mit dem Vorstellen ein. „Ich heiße…. Und ich komme aus….und wie heißen Sie?“ Jeder ist mal dran und fragt den nächsten. Omar kann schon ziemlich gut deutsch. Er springt als zusätzlicher Lehrer ein und zeigt an der Tafel die Bedeutung der deutschen Wörter auf arabisch, da die meisten aus Syrien kommen. Das ist hilfreich. Nun will ich es auch mal wissen und versuche es auf arabisch: „Ana“ heißt „ich“ … und wie weiter? „Ana ismi“ erklären alle. Und ich versuche es nochmal Ana….? Und jetzt??? „ISMI“! „Ana ismi…“
 
Nach dem vierten Anlauf gelingt es mir „Ana ismi Katharina – Ana min Hamburg!! Geschafft! Und es gibt Lob! Das ist wichtig merke ich nun selbst! Mal sehen, ob ich es bis nächste Woche behalten habe! Dann noch die Zahlen von 1 bis 10 im Chor! Und endlich: Ein energisches Klopfen an der Tür! Hüseyin, Ahmad und Hanni marschieren rein und verkünden „Das Essen ist fertig!“ Und runter geht’s an den großen Tisch! Das  selbst gemachte Humus ist ein Traum! Und dazu eine Linsensuppe mit Fladenbrot. Lecker! Hüseyin erklärt mir, wie ich das Brot zerrupfen und in die Suppe tunken soll! Da kann ja nichts mehr schief gehen. Am Tisch wird viel geredet und gelacht und als alle satt sind wird noch schnell das Geschirr abgeräumt. Der Abend ist zu Ende.
 
Auf dem Weg zur U-Bahn erzählt Hüseyins Vater ein bisschen vom Leben im „Camp“ was nicht einfach ist. In der U-Bahn Station trennen sich unsere Wege. Die Kinder erkennen was an den Anzeigetafeln steht und erklären, dass ihre U- bahn in zwei , meine erst in vier Minuten kommt. 2 und 4 . Und weil`s so schön war werden die Zahlen unter Gelächter noch einmal im Chor auf gezählt: „1, 2, 3, 4….. „ und Hanni aus Syrien kann schon bis 29!
 
Tschüss bis nächste Woche - vielleicht... Katharina